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So erkennen Sie Chancen, ohne Experte zu sein
Der Kern der Fundamentalanalyse ist das Aufspüren von chancenreichen Aktien. Interessant sind immer solche Aktien, die von anderen Marktteilnehmern viel zu niedrig oder zu hoch bewertet werden.
Das ewige Auf und Ab der Aktienkurse und die unüberschaubare Menge an Aktien stellen den Analysten vor eine schwere Aufgabe. So muss er den „inneren Wert“ eines Unternehmens stets im Vergleich zu anderen Unternehmen betrachten. Die Vorgehensweise der Analyse ist bei Spezialwerten nicht anders als bei großen Standardaktien (Blue Chips).
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Als Erstes muss die richtige Branche gewählt werden
Um eine gute Aktie zu finden, ist die Auswahl einer chancenreichen Branche von großer Bedeutung. Manche Branchen wachsen, andere schrumpfen. Deshalb beeinflusst das Branchenwachstum im höchsten Maß auch den Aktienwert.
Erfahrene Börsianer wissen: Wenn eine Branche sich als interessant herausgestellt hat, sollte man sich die drei wichtigsten Unternehmen und die Newcomer intensiv ansehen. Die Spitzenunternehmen der Branche stehen im Fokus der Medien. Deshalb zeigen die ersten drei der Branche oft eine überdurchschnittliche Aktien-Performance. Nicht zu unterschätzen sind Newcomer, die mit einem neuen Produkt oder einer Dienstleistung eine Branche revolutionieren können.
So könnte eine grobe Branchen-Einteilung aussehen:
- Finanzen, Versicherungen (z.B. Deutsche Bank, Goldman Sachs, Allianz) – Umwelt, Versorger (z.B. RWE, E.ON, Energieunternehmen)
- Maschinenbau (z.B. Linde, Nordex)
- Autos (z.B. VW, Daimler Benz)
- Elektro (z.B. Siemens, Deutsche Telekom) – Chemie (z.B. BASF, 3M)
- Rohstoffe (z.B. Thyssenkrupp, K+S)
- Bau (z.B. Bilfinger, HeidelbergCement)
- Konsum (z.B. Wal Mart, Nike)
- Gesundheit (Pfizer, Bayer)
- Sonstige Branchen (z.B. Druck, Papier, Textil)
Die Zuordnung eines Unternehmens zu einer Branche sollte nicht zu streng erfolgen. Sehr häufig sind Unternehmen breit aufgestellt, und die einzelnen Geschäftsbereiche gehören unterschiedlichen Branchen an. Vergleicht man Unternehmen miteinander, dann sollte deren Leistungsstruktur ähnlich sein. Würde man zum Beispiel den Auto-Zulieferer Continental mit VW vergleichen, dann wäre das eher wie ein Vergleich von Äpfeln mit Birnen. Beide Unternehmen gehören zwar der Auto-Industrie an, doch sie konkurrieren nicht miteinander. Das Leistungsspektrum ist grundlegend verschieden.
Rotation der lukrativen Branchen
Innerhalb eines Konjunkturzyklus gibt es eine Rotation des Branchenwachstums. Für die Börsianer bedeutet dies, dass die Verwendung der Anlagemittel auf die favorisierten Branchen immer neu angepasst werden muss. Bei der Auswahl einer aussichtsreichen Branche ist der Zeitpunkt (Phase innerhalb des Zyklus) von hoher Bedeutung. So kann zum Beispiel eine richtig gute Aktie eine schwache Performance aufweisen, weil sie einer schwachen Branche angehört. Oft helfen Branchen-Charts weiter. Sie bilden einen Index aus den Aktien einer Branche und bereiten ihn optisch auf. So kann der Analyst über einen historisch relevanten Zeitraum die Entwicklung verfolgen. Dann fällt es deutlich leichter, die überdurchschnittlich guten Marktphasen zu identifizieren.
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Nach der Branchenentscheidung muss die Aktie ausgewählt werden
Statistische Messungen haben ergeben, dass in den meisten Branchen die größten drei Unternehmen die beste Performance aufweisen. Doch so einfach sollte man sich die Analyse nicht machen. Es zählt der „innere Wert“ eines Unternehmens. Dieser Wert begründet den Großteil einer Aktienbewegung.
Ist der innere Wert zu hoch bewertet, dann überwiegt die Verkaufsneigung. Wird der innere Wert zu niedrig eingeschätzt, dann ist dies einen Kauf wert. Das Grundprinzip des inneren Wertes beruht auf der These, dass den Marktteilnehmern nicht alle Informationen über die Aktie bekannt sind. Sie über- bzw. unterschätzen den Wert. Der innere Wert kann auch als fairer Wert bezeichnet werden.
Typischerweise gibt es zwei betriebswirtschaftliche Herangehensweisen, um ein Unternehmen und seine Aktie zu bewerten:
- Ertragswert
- Substanzwert
Beim Ertragswert geht es um die Prognose der zukünftigen Gewinne, bezogen auf die Marktkapitalisierung. Der Substanzwert errechnet sich aus dem Nettovermögen zuzüglich der stillen Reserven in Relation zur Marktkapitalisierung.
Die Marktkapitalisierung entspricht immer einer Momentaufnahme, denn sie errechnet sich aus der Anzahl der ausgegebenen Aktien und dem aktuellen Aktienkurs.
Um den Ertrags- und Substanzwert zu errechnen, bedarf es umfangreichen betriebswirtschaftlichen Wissens. Banken und institutionelle Investoren beschäftigen hierzu Fachkräfte. Für den Privatanleger ist das kein sinnvoller Weg, da ihm oft das Wissen, die Informationen und die Zeit fehlen.
Ein kleiner Trost: Sieht man sich die professionellen Analystenschätzungen an und vergleicht sie mit den tatsächlichen Unternehmensdaten, dann stellt man schnell fest, dass die Fehlerquote auch bei den Experten sehr hoch ist.
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Worauf Sie bei der Aktienanalyse achten sollten
Für den Privatanleger ist es sinnvoll, sich auf Details zu konzentrieren, die das Unternehmen in der Außendarstellung zeigen. Dabei sind die eigene Einschätzung und die Wahrnehmung anderer Marktteilnehmer entscheidend. Wenn Sie eine Aktie gekauft haben, dann können Sie nur gewinnen, wenn andere Marktteilnehmer der Meinung sind, dass Ihr Einstiegskurs niedriger ist als der tatsächliche Wert der Aktie.
Auf das Produkt oder die Dienstleistung kommt es an
Die Gewinnerwartung des Unternehmens steht in einem direkten Zusammenhang mit den Absatzerwartungen. Der Absatz ist wiederum untrennbar mit den Produkten bzw. den Leistungen des Unternehmens verbunden. Achten Sie deshalb auf die Qualität und die Marktstellung der Produkte. Stellen Sie sich die Frage, ob das Produkt die Bedürfnisse des Kunden erfüllt und ob es sich auch in Zukunft wird behaupten können.
Gutes Management erhöht den Wert der Aktie
Die Qualifikation des Managements ist schwer einzuschätzen. Sie zeigt sich in der Fähigkeit, innovative Mitarbeiter für das Unternehmen zu gewinnen. Hier sollte man unbedingt auf das Image des Unternehmens achten. Denn nicht selten zieht ein gutes Image auch gute Mitarbeiter an. Sie sind es, die den Unterschied zur Konkurrenz ausmachen.
Ein Tipp: Achten Sie auf Luxussymbole des Managements. Erfahrene Fondsmanager reagieren „allergisch“ auf übertriebenen Luxus einer Unternehmensführung. Und das zu Recht: Wenn sich das Unternehmen unnötige Luxusfahrzeuge leistet oder sogar Privatflugzeuge unterhält, dann deutet dies auf einen „Egotrip“ des Managements hin. So ein Management entwickelt das Unternehmen nicht weiter, sondern verwaltet es. Es sonnt sich in alten Erfolgen. Für den Aktienkurs sind das schlechte Bedingungen.
Hohe Forschungs- und Entwicklungsausgaben
Hohe Aufwendungen können auch durch Forschung und Entwicklung entstehen. Das sind allerdings immer Ausgaben, die eine Investition in die Zukunft darstellen. In diesem Fall ist hohes Unternehmenspotenzial gleichbedeutend mit einem zukünftigen Aktienkursanstieg.
Achten Sie auf die Auftragseingänge als Frühindikator
Ein wichtiger Indikator für den Absatz sind die Auftragseingänge. Hierbei sollte man sich die Entwicklung der Zahlen ansehen. So lässt sich auch die Entwicklung der zukünftigen Nachfragesituation gut abschätzen. Sinkende Auftragseingänge wirken sich auf die kurzfristige Liquidität des Unternehmens aus. Nicht wenige „gesunde“ Unternehmen sind schon in Liquiditätsschwierigkeiten gekommen, weil lebenswichtige Einnahmen kurzfristig entfallen sind.
Beachten Sie die Konkurrenzsituation
Ein Unternehmen ist selten Monopolist in seiner Branche. Wo Geld verdient wird, gibt es immer Nachahmer und Profiteure. Geld ist wie Licht, das die Motten in der Dunkelheit anzieht. Eine Konkurrenzzunahme in der Branche wirkt langfristig als Umsatz- und Gewinnbremse. Es heißt, dass Konkurrenz das Geschäft belebt. Diese Aussage kommt jedoch meist von neuen Marktteilnehmern, die ein Stück des Kuchens erobern möchten. Etablierte Unternehmen sind weniger erfreut.
Fazit
Die Fundamentalanalyse ist ein umfangreiches und komplexes Thema. Wie vertiefend die Herangehensweise des Analysten sein muss, kann nicht abschließend geklärt werden. Für den Privat-Börsianer ist es schwer, die richtigen Fakten zusammenzutragen. Das Internet ist dabei sehr nützlich, doch der persönliche Besuch des Unternehmens muss in den meisten Fällen entfallen. Die Wettbewerbsvorteile der Banken und institutionellen Anleger bei der Recherche sind so gut wie uneinholbar. Daher sollte der private Börsianer seinen Fokus auf die wichtigsten Eigenschaften des Unternehmens legen. Detaillierte Finanzanalysen des Privatanlegers bringen in der Regel keinen Nutzen, der sich in profitables Trading umsetzen lassen könnte.
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