Binäre Optionen bieten wie viele andere Finanzmarktprodukte Vor- und Nachteile. Finanzmarktprodukte sind daher oft auch etwas kompliziert zu durchschauen und erwecken bei dem Privathändler wenig Vertrauen. Die Struktur des Produkts scheint dadurch in den Augen des unerfahrenen Händlers den Anbieter zu begünstigen. Doch wer sich mit den Produkten eingängig beschäftigt, wird die Unterschiede feststellen können.
Der Vorteil von Aktien gegenüber binären Optionen ist beispielsweise der mögliche Verkauf. Während binäre Optionen nur unter bestimmten Voraussetzungen und nicht bei allen Brokern vorzeitig verkauft werden können, kann der Kauf und Verkauf von Aktien, abhängig von Börsenzeiten, zu jedem Zeitpunkt erfolgen. Auf der anderen Seite bieten binäre Optionen die Möglichkeit, den Handel bereits mit einem geringen Kapitalanteil und außerhalb der Börsenzeiten zu tätigen. Ob das ein Vorteil ist, hängt dann vom Trader selbst ab. Der Erfolg hängt nämlich oft von ganz anderen Faktoren ab, als nur der Struktur des Produkts. Einer dieser Faktoren ist das Money-Management.
Wie funktioniert Money-Management?
Der Begriff Money-Management ist jedem erfahrenen Händler geläufig und beschreibt eigentlich das akribische Verwalten des vorhandenen Kapitals. Und genau hier kann man bereits den Unterschied zwischen einem Glücksspieler und einem Trader feststellen: Der Trader ist sich immer seiner Kapitalhöhe und –Einsatzes bewusst, während der Spieler leichtsinnig seine Einsätze erhöht, in der Hoffnung, den ganz großen Wurf mit dem nächsten Trade zu landen.
Die Bestandteile des Money-Managements beinhalten im allgemeinen Sinne alle Tätigkeiten, die sich auf das Verwalten des Kapitals beziehen:
- Das führen eines Trading-Journals
- Planung des Risikos (Risiko-Management) abhängig vom vorhandenen Kapital
- Planung der Positionsgrößen
Im engeren Sinne bezieht sich das Money-Management bekanntlich lediglich auf die Bestimmung des nächsten Einsatzes abhängig vom Kapital. Im nächsten Beispiel möchten wir eine Option des Brokers optiontime.com (Screen1) auf den Dax handeln. Egal ob Call oder Put, so müssen wir zunächst feststellen welchen Einsatz wir bereit sind dafür zu tätigen. Das Ganze könnte in etwa so aussehen:
Eigenkapital | 5.000 € |
Festgelegter Einsatz / Trade relativ | 5,0 % |
Festgelegter Einsatz / Trade absolut | 250 € |
Wenn der Händler also jeweils 5 % pro Trade einsetzt, managed er quasi seine Kapitaldecke und schützt sich gleichzeitig vor schnellen Verlusten. Das Money-Management ist daher sehr eng auf das Risiko-Management ausgelegt, obwohl es für das Risiko-Management noch eine weitere Abgrenzung gibt.
Wie funktioniert Risiko-Management?
Im Gegensatz zum Money-Management im engeren Sinne, berechnet der Händler im Rahmen des Risiko-Managements nicht die Positionsgröße, sondern seinen maximal von ihm akzeptierten Verlust. Auch hier kann er eine relative, seinen Risikopräferenzen entsprechende Angabe machen. Wir werden gleich sehen, warum das besonders bei anderen Produkten so wichtig ist.
Wenn der Händler zum Beispiel anstatt einer binären Optionen, einen Futures-Kontrakt auf den US-Index S&P 500 handeln möchte. So steht ihm keine andere Wahl für die Risikobegrenzung offen, als mit manuell definierten Stopps zu arbeiten. Beispielsweise könnte das wie folgt aussehen:
Eigenkapital | 10.000 € |
Gewinn / Verlust pro Punkt | 50 € |
maximale Akzeptanz für Verlust relativ | 5,0 % |
maximale Akzeptanz für Verlust absolut | 500 € |
maximale Punktanzahl für Verlust | 500:50 = 10 Pkt. |
Stop Loss = Kaufkurs – 10 Pkt. | 2.010-10 = 2.000 Pkt. |
Wie man sieht verwaltet der Händler in diesem Fall nicht bloß das vorhandene Kapital, sondern sein Risiko. Er legt somit die 5 % als Verlustmöglichkeit fest. Diese ist er bereit bei dem Trade zu verlieren. Er rechnet diesen Prozentsatz in Punkte um und stellt den Stopp manuell ein (Screen 2). welchen Einsatz er dafür tätigt ist zunächst ein Mal nicht wichtig, denn er hinterlegt lediglich eine Sicherheitsleistung, die er in jeden Fall, ob Gewinn oder Verlust, wiederbekommt.
Im Fall von binären Optionen jedoch entfällt dieser Teil komplett, denn die Verlustgrenze ist bereits in der Struktur des Produktes eingebaut. Was der Händler von binären Optionen daher tun muss, ist sich lediglich auf das Money-Management zu konzentrieren.
Fazit
Zusammengefasst können wir festhalten, dass Finanzmarktprodukte innerhalb ihrer Struktur Vor-und Nachteile bergen können. Im Falle von Futures ist es die Sicherheitsleistung und die Standardisierung durch die Börse. Nachteilig allerdings wirkt sich für den privaten Händler die Komplexität des Produktes in Bezug auf das Money- und Risikomanagement aus.
Bei binären Optionen liegt der Vorteil darin, dass das Money- und Risikomanagement, dass sich für gewöhnlich sowieso überschneidet, ein und dasselbe ist. Wenn der Händler seinen Einsatz festgelegt hat, legt er damit auch den größtmöglichen Verlust, den er akzeptieren kann, fest.
Grundsätzlich sei gesagt, dass unter Tradern die gehebelte Produkte handeln, also Produkte bei denen die Rendite um ein vielfaches höher ist als der Einsatz, der akzeptierte Verlust pro Trade nie höher sein sollte als 5 % des vorhandenen Kapitals und selbst 5 % sind schon ein erhöhtes Risiko.
Binäre Optionen erwecken zwar den Anschein, nicht gehebelt zu sein, dennoch sind sie es. Der unerfahrene Händler kann das ganz einfach daran erkennen, dass die Rendite die Kursveränderung des gehandelten Underlyings um ein vielfaches übersteigt. Auf unser Beispiel bezogen würde das heißen: wenn der S&P 500 Index bei dem jetzigen Stand von 2010 Punkte auf 2020 Punkte zulegt, dann wäre es eine Veränderung um 0,5 %. Kaufen wir also diesen Index ungehebelt, zahlen wir den vollen Preis von 2010 U$ und haben lediglich einen Gewinn von 10 U$ (vereinfacht ohne Komissionen etc.). Beim Handel von binären Optionen erzielen wir jedoch Renditen weit im ein- bis zweistelligen Bereich.
S&P 500 aktueller Kurs | 2.010 Punkte |
S&P 500 Kurs am Ende des Tages | 2.020 Punkte |
Gewinn bei ungehebeltem Handel | 10 U$ |
Gewinn bei gehebelten Handel ( Bsp. Future) | 500 U$ |
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