In den letzten Dekaden hat sich der Leverage-Handel zur Normalität entwickelt. Mehr noch müssen sich beispielsweise sogar Entwicklungsländer wie China, in denen der Leverage-Handel nicht gang und gäbe war, nun an die internationalen Finanzmärkte anpassen und ihre Einschränkungen für den Leverage-Handel verringern, wenn sie ihren Status am Kapitalmarkt erhöhen wollen.
Bei dem Leverage-Handel geht es um den sogenannten Handel auf Kredit. Leverage bedeutet dabei übersetzt „Hebel“. Dieser Hebel entsteht, wenn man auf Kredit am Kapitalmarkt investiert. Warum ist der Leverage-Handel so wichtig geworden?
Zunächst aus Absicherungsgründen entstanden, funktioniert mittlerweile die gesamte weiterentwickelte Welt mit Krediten. Möchte man ein Haus bauen, so erfolgt das über eine Hypothek, der Autokauf überwiegend auf Raten. Damit sich jeder einen gewissen Standard leisten kann, besteht dieses System nun seit vielen Jahren. Es hat natürlich auch Vorteile: Wenn sich nahezu jeder einen gewissen Standard leisten kann, profitiert auch die Wirtschaft davon.
Problematisch wird das Ganze jedoch, wenn der Großteil dieser Kredite nicht zurückgezahlt werden kann. Die große Finanzkrise, die sich im Jahre 2008 ereignete, entstand genau aus diesem Grund. Viele konnten ihre Kredite für Hypotheken nicht mehr bedienen, womit systemrelevante Banken auf einen Schlag insolvent wurden.
Derivate sind meistens Leverage-Produkte
Die berühmte Blasenbildung, die in einem Investitionssegment entsteht, wenn wenig renditestarke Alternativen vorhanden sind oder dieses Segment enorme Renditen verspricht, wird durch die Kreditfinanzierung zusätzlich gefördert. Auch viele Derivate gehören zum Segment der kreditfinanzierten Investitionsprodukte, sind jedoch oft unterschiedlich strukturiert.
Während beispielsweise CFDs (Contract for Difference) echten Geschäften zugrunde liegen, also der Broker im Hintergrund zur Absicherung echte Aktien kaufen oder verkaufen sollte, sind Optionen Derivate, die auf Basis noch nicht abgeschlossener Geschäfte stattfinden.
Da die zugrunde liegenden Geschäfte noch nicht abgeschlossen sind, fällt lediglich eine Margin zur Zahlung an. Auch im Forex-Bereich, also Währungshandel, wird auf Basis von Sicherheitsleistungen gehandelt. Dadurch ergibt sich der sogenannte Leverage-Effekt.
Beispiel:
- Ein Händler möchte CFDs auf Aktien kaufen, die 100 Euro kosten. Der Broker verlangt von ihm zehn Prozent an Sicherheitsleistung. Also zahlt der Käufer von CFDs lediglich 10 Euro je Aktie. Steigt nun der Aktienkurs um 1 %, also auf 101 Euro, so hat der Käufer von CFDs nicht nur 1 % Gewinn gemacht, sondern bezogen auf seinen Einsatz von zehn Euro bereits 10%.
Bei Einsätzen, die weit in den vier- bis fünfstelligen Bereich gehen, ist der Leverage-Effekt daher nicht zu unterschätzen – mehr noch dominiert dieser Effekt zunehmend den Kapitalmarkt. Laut dem Derivateverband wächst der Anteil gehandelter Derivate ständig und hat sich seit der Finanzkrise sogar um ein Vielfaches erhöht. Ist das gefährlich?
Ist der Leverage-Effekt gefährlich für den Kapitalmarkt?
Aus diesem Grund kritisieren viele den Derivatehandel; doch auch, weil die Spekulation über Derivate den echten Handel überwiegt. Denn die Idee sollte sein, dass dem Handel am Ende echte Geschäfte zugrunde liegen. Überwiegen beispielsweise viele ausstehende Derivatgeschäfte auf Gold den gesamten Anteil an vorhandenem Gold, kann wahrlich die Rede von einer Blase sein, die nicht durch echte Werte gedeckt ist – und der Anteil wächst stetig.
Daher kann es gefährlich werden, wenn die Derivateblase zum Platzen kommt und viele der Derivatehändler ihre Sicherheitsleistungen nicht mehr erhöhen können. Je nachdem, wie es die Banken handhaben, könnten dadurch einige systemrelevante Institutionen ins Wanken geraten.
Sind binäre Optionen auch gefährlich für den Kapitalmarkt?
Im Derivatehandel sind jedoch der private und der institutionelle Handel zu unterscheiden. Auch der Handel von binären Optionen unterliegt einem Leverage und basiert im Hintergrund auf dem Margin-Handel, nur ist der Anteil im Vergleich zum gesamten Derivatemarkt recht gering. Große Verwerfungen an den Kapitalmärkten können dadurch nicht entstehen.
Es sind meist die großen Institute, von denen die Gefahr eine Krise ausgeht, denn hier werden zumeist Derivate gehandelt, die für den kleinen privaten Investor als Produkt gar nicht zugänglich sind. Gleichzeitig werden Summen eingesetzt, die abseits jeglicher Investitionskraft eines einzelnen privaten Investors sind. Das kann durchaus gefährlich für die Märkte werden.
Fazit
Auch binäre Optionen gehören zu den Derivaten, die einen Leverage-Effekt aufweisen. Und obwohl die Derivateblase wächst, gehen von diesen Produkten tendenziell weniger Gefahren für die Märkte aus. Da binäre Optionen fast ausschließlich für private Kunden konzipiert sind, ist alleine schon die geringe Handelsaktivität verglichen mit dem Gesamtmarkt weniger relevant. Gefährlich wird es meist, wenn große Institutionen untereinander den Derivatehandel betreiben, wie auch vor der Finanzkrise in 2008 geschehen.
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