In den USA verdichten sich kurz vor der Präsidentenwahl die Anzeichen, dass im Dezember eine Zinserhöhung ansteht. Daher ist der Dollar im Vergleich zum Euro derzeit im Aufwind. In Europa sorgte in den vergangenen zwei Wochen vor allem der „Flash Crash“ des ohnehin angeschlagenen britischen Pfunds für Aufregung. Darüber hinaus können Bengt Holmström und Oliver Hart über den Wirtschaftsnobelpreis für ihre Beiträge zur Vertragstheorie freuen.
WIRTSCHAFT UND GELDPOLITIK
EU: In der Nacht vom 6. auf den 7. Oktober brach der Pfund Sterling aufgrund von massenhaften Verkäufen plötzlich um fast zehn Prozent ein. Dieses Phänomen bezeichnen Börsianer als „Flash Crash“. Die Händler konnten zunächst keinen Grund für einen solch dramatischen Absturz ausmachen. Der Kurssturz wurde wohl durch den automatischen Computerhandel ausgelöst. Als Auslöser kommt übrigens auch ein sogenannter „Fat-Finger-Trade“ infrage. Dabei handelt es sich um eine versehentlich ausgeführte Transaktion aufgrund eines Tippfehlers. Das Pfund in verlor in kurzer Zeit dramatisch an Wert und könnte weitere technische Algotrader mitgezogen haben. Dies führte zu einem schnellen und scharfen Kursverlust. Dies zeigt erneut, welchen Einfluss computergesteuerte Handelsprogramme mittlerweile auf die Märkte haben. Die sogenannten Algotrades reagieren extrem schnell auf Schlagzeilen und Marktdaten und können so sehr rasch die Kurse von einzelnen Unternehmen, aber auch ganzen Branchen und Märkten in Bewegung bringen. Die Programme entscheiden automatischen, ob sie eine Aktie kaufen oder verkaufen möchten.
Nach dem „Flash Crash“ sank die britische Währung weiter. Am Montag danach verbilligte sich das Pfund um mehr als einen halben Cent. Weiterhin geht an der britischen Börse auch die Angst vor einem „harten Brexit“ um. Dieser könnte bedeuten, dass der freie Zugang zu EU-Binnenmarkt passé ist. Eine dauerhafte Schwäche des Pfunds wird daher nicht ausgeschlossen.
Das Brexit-Votum sowie der Kursverfall des Pfunds hat nun auch für die EU erste Folgen. Der Haushalt der EU weist ein Defizit von mehreren Hundert Millionen Euro auf. Der EU-Haushalt wird eigentlich in Euro aufgestellt, doch der britische Beitrag zum Haushalt wird in Pfund beglichen – nach dem Kurs vom Ende des Jahres 2015. Doch zwischen Dezember 2015 und Oktober 2016 ist viel passiert: Das Brexit-Votum im Juni hatten einen Verlust des Pfunds von mehr als zehn Prozent zur Folge. Nun kommt nicht der komplette fällige Betrag in Euro an. Allerdings darf der EU-Haushalt kein Defizit aufweisen. Daher gibt es nun drei Möglichkeiten: Die Briten erhöhen ihren Beitrag, andere Länder schließen die Lücke oder der Fehlbetrag wird mit Einnahmen aus Strafzahlungen ausgeglichen. Eine Entscheidung hierzu muss vor Jahresende fallen.
Der drohende Brexit beschäftigt auch das Nachbarland Irland, doch in den vergangenen Monaten sind die anfänglichen Sorgen gewichen und man blickt wieder deutlich optimistischer in die Zukunft. Die irische Wirtschaft wird in diesem Jahr dennoch etwas schwächer wachsen als zunächst gedacht. Eine frühere Prognose sah einen Zuwachs beim Bruttoinlandsprodukt von 4,9 Prozent vor. Derzeit wird nur noch ein Plus nur noch 4,5 Prozent erwartet. Die Gründe hierfür sind ein schwächeres Anziehen der Exporte sowie der Binnenkonjunktur. Dennoch bleibt Irland die am schnellsten wachsende Volkswirtschaft in der EU. Und auch für das kommende Jahr erwartet die irische Notenbank einen Zuwachs des BIP von 3,6 Prozent.
Auch aus Italien gibt es positive Nachrichten. Die italienischen Unternehmen haben im August 1,7 Prozent mehr produziert als im Juli. Dies ist nicht nur der zweite Anstieg in Folge, sondern auch eine Überraschung, denn einige Ökonomen hatten eher mit einem leichten Rückgang der Produktion um 0,1 Prozent gerechnet. Der Anstieg der Produktion im August war der kräftigste seit sieben Monaten. Dies deutet insgesamt auf eine positive Entwicklung in Italien – immerhin die drittgrößte Volkswirtschaft in der Eurozone – hin. Im Frühjahr stagnierte die italienische Wirtschaft noch, doch nun erwartet die Regierung aber ein BIP-Wachstum von 0,8 Prozent. Italien hat seit längerem mit einer hartnäckigen Konjunkturflaute zu kämpfen, die sich auch auf die Bankenbranche auswirkt.
In Spanien gelingt es seit nunmehr neun Monaten und zwischenzeitlichen Neuwahlen nicht, eine tragfähige neue Regierung zu bilden. Die Sozialisten lehnen es weiterhin ab, eine von den Konservativen geführte Minderheitsregierung zu unterstützen. Dennoch kündigte der spanische Wirtschaftsminister Luis de Guindos für dieses Jahr ein Wirtschaftswachstum an. Er sagte, dass die Wirtschaftsleistung um mehr als 3,1 Prozent zulegen könnte. Derzeit lautet das offizielle Ziel 2,9 Prozent. Dennoch könnte Spanien sein Defizitziel von 3,1 Prozent der Wirtschaftsleistung im Jahr 2017 verfehlen. Bislang gelang es aufgrund der schwierigen politischen Situation im Land noch nicht, einen neuen Haushalt für das kommende Jahr aufzustellen.
Die deutschen Exporte sind im August so stark gestiegen wie seit mehr als sechs Jahren nicht mehr. Im August wurden 5,4 Prozent mehr Waren exportiert als im Juli. Experten hatten bislang nur mit einem Plus von 2,2 Prozent gerechnet. Im Vergleich zum August 2015 lag die Zahl der Exporte sogar um 9,8 Prozent höher. Besonders stark waren im August die Exporte in andere EU-Länder, besonders in Länder die nicht zur Eurozone gehören. Diese stiegen um zehn Prozent. Und auch in den Rest der Welt wurden 9,6 Prozent mehr Waren geliefert. Von Januar bis August 2016 nahmen die deutschen Exporte insgesamt um 0,8 Prozent zu und stiegen damit auf 795 Milliarden Euro. Auch die Importe nahmen im August um drei Prozent zu, so viel wie seit fast zwei Jahren nicht mehr.
In Österreich plant der Finanzminister, in seiner Haushaltsplanung für 2017 die Kosten für Flüchtlinge herauszurechnen. Auf diesem Weg soll ein strukturell ausgeglichener Haushalt erreicht werden. In Österreich soll das strukturelle Defizit auch 2017 bei 0,5 der Wirtschaftsleistung liegen. Bei dieser Zahl sind Konjunkturschwankungen und Sondereffekte bereits herausgerechnet. So könnte Österreich die Vorgaben der Europäischen Union erreichen. Noch im Mai ging man in Österreich von einem doppelt so hohen Minus aus.
Die Handelsabkommen TTIP und Ceta zwischen den Staaten der EU und den USA bzw. Kanada sind auf beiden Seiten des Atlantiks weiterhin umstritten. Nun hat Belgien, genauer gesagt die Region Wallonien, Ceta abgelehnt. Darüber hinaus haben Rumänien und Bulgarien weiterhin Vorbehalte gegen das Handelsabkommen der EU mit Kanada. Daher konnte bei der EU-Kommission in Brüssel noch keine endgültige Einigung erzielt werden. Es ist dennoch geplant, dass Ceta am 27. Oktober 2016 unterschrieben werden soll.
Während der Dollar in der Erwartung einer Zinserhöhung im Dezember weiter steigt, rutschte der Euro auf ein Elf-Wochen-Tief. Auch die Aussicht darauf, dass Hillary Clinton die US-Präsidentenwahl gewinnen wird, stärkt den Dollar. Die Märkte unterstellen ihr eine höhere Berechenbarkeit als ihrem Konkurrenten Donald Trump. Zudem geht man davon aus, dass sie die Politik von Barack Obama im Großen und Ganzen weiterführen wird.
USA: Weiterhin gehen viele Händler in den USA von einer Zinserhöhung im Dezember aus. Derzeit sehen einige Experten die Zahlen jedoch noch nicht stark genug, damit die Fed akut reagieren müsste. Unter anderem gibt es neue Daten vom Arbeitsmarkt: Die US-Unternehmen und der Staat schufen in den vergangenen Monaten insgesamt 156.000 Jobs außerhalb der Landwirtschaft, wie das US-Arbeitsministerium bekanntgab. Experten gingen ursprünglich von einem Zuwachs von 175.000 Stellen aus. Der Staat strich übrigens insgesamt 11.000 Arbeitsplätze. Die Arbeitslosenquote stieg ein wenig auf nun fünf Prozent. Für Loretta Mester von der US-Notenbank in Cleveland sind dies „solide Zahlen“, die für US-Verhältnisse Vollbeschäftigung bedeuten. Daher sprach sie sich für eine Zinserhöhung um einen Viertelprozentpunkt aus. Fed-Chefin Janet Yellen bezeichnete den starken Stellenzuwachs in den vergangenen Monaten allerdings als nicht nachhaltig. Ihrer Ansicht nach drohe eine Überhitzung der Wirtschaft. Ein monatliches Stellenplus von knapp unter 100.000 sei ausreichend.
Im Vergleich zum Vormonat stiegen im September die Erlöse in den USA um 0,6 Prozent. Auch in der Automobilbranche, die zuletzt schwächelte, sah die Lage wieder positiver aus. Im Juli stiegen die Erlöse nur leicht und auch im August lagen die Umsätze im Einzelhandel nur bei 0,2 Prozent. Damit sind die September-Zahlen ein sehr gutes Zeichen für die US-Konjunktur, denn gerade der private Konsum ist in der größten Volkswirtschaft der Welt sehr wichtig und macht rund 70 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus. Dagegen sank das Barometer für Verbrauchervertrauen im Oktober überraschend von rund 91 Prozent auf nur noch knapp 88 Prozent. Dies ist der niedrigste Wert seit September 2015. Experten zeigten sich überrascht, denn man hatte mit einem Anstieg auf knapp 92 Prozent gerechnet.
Außerdem ging in den USA am 30. September das Steuerjahr zu Ende. Das US-Haushaltsdefizit ist im abgelaufenen Steuerjahr zwar gestiegen, aber nicht so stark wie befürchtet. Die USA gaben insgesamt 3,85 Billionen Dollar aus und kamen damit auf ein Defizit von 587 Milliarden Dollar. Dies bedeutet einen Anstieg des Defizits um 34 Prozent. Die US-Regierung ging bis vor kurzem noch von 28 Milliarden Dollar mehr beim Haushaltsdefizit aus. In einigen Ressorts konnte man allerdings die Ausgaben senken und so ein besseres Ergebnis als erwartet erreichen.
Geldpolitik:
Die EZB will ihre lockere Geldpolitik beibehalten, um der Konjunktur und der Preisentwicklung weiterhin Impulse zu geben. Im Protokoll der EZB-Sitzung aus dem September, das kürzlich veröffentlicht wurde, heißt es, dass die Finanzierungsbedingungen so gestaltet werden müssen, dass sie zur Erholung der Konjunktur und der Inflationsentwicklung beitragen. Da Aufrechterhalten der gegenwärtigen geldpolitischen Unterstützung sei daher sehr wichtig. Dennoch soll sich der EZB-Rat nicht übermäßig von Markterwartungen beeinflussen lassen. Zudem wiesen die EZB-Verantwortlichen auf ihrer Sitzung im September darauf hin, dass bei einigen Anleihen im Wertpapier-Kaufprogramm der EZB Knappheitsprobleme bestehen. Man betonte dass zu jeder zeit die Details des Programms verändert werden können, um das selbstgesteckte Ziel zu erfüllen.
Die Preisentwicklung in der EU zeigt jedoch, dass die EZB noch weit von ihrem Ziel entfernt ist. Die Zentralbank sieht eine Teuerungsrate von zwei Prozent als optimal für die Konjunktur an. Im September kosteten Waren in der Eurozone etwas mehr als ein Jahr zuvor. Die Teuerungsrate betrug 0,4 Prozent und ist damit noch weit von der Zielvorgabe der EZB entfernt. Im Vergleich zum August (0,2 Prozent) legte sie etwas zu. Ein Grund für den Preisanstieg sind die Energiepreise, die nicht so stark gefallen sind wie in den Vormonaten. Energie war nur noch drei Prozent billiger als im September 2015.
In dieser Woche findet erneut ein Treffen des EZB-Rates statt. Politik und Wirtschaft erwarten aber nicht, dass die EZB von ihrem umstritten Anleihen-Programm abweichen wird. Auch wenn die EZB ihre Strategie ändern sollte, muss dies umsichtig geplant werden. Auf ein abruptes Ende der Geldschwemme durch die EZB könnten die Märkte nervös reagieren.
Markttechnische Betrachtung:
Im Tageschart des EUR/USD kann man deutlich erkennen, dass sich der Kurs seit Mai letzten Jahres in einem Abwärtstrend befindet. Aktuell sieht man, dass der Kurs fast das Tief aus dem März diesen Jahres erreicht hat. Diese Marke sollte auf jeden Fall Unterstützung bieten. Seit geraumer Zeit vertrete ich die Meinung, dass erst beim Kurs von 1$ das Ende der Fahnenstange erreicht sein wird. Alle fundamentalen Daten sprechen dafür. Aber aus markttechnischer Sicht wird es mittelfristig zu einer weiteren Erholung kommen, bis der Kurs weiter nach Süden fortgesetzt werden wird.
Seit dem Sommer des Jahres 2016 bewegt sich der Kurs von Gold in einer Seitwärtsrange. An der Oberseite, die natürlich schwer auszumachen war, hätten sich erste Short Positionen angeboten. Trader, die von fallenden Kursen ausgingen hätten an dieser Marke Gold online Short kaufen können. Aktuell ist der Kurs an der Unterseite der Range angekommen, sodass charttechnisch orientierte Trader hier auf jeden Fall Long Positionen kaufen können. Mit Laufzeiten von mehreren Tagen könnten auch gut Call Optionen bei einem binäre Optionen Broker gekauft werden. Mittelfristig gehe ich auf jeden Fall von erstmal steigenden Kursen aus.
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