CFD Nachschusspflicht am Beispiel erklärt: Was sollten Trader 2024 beachten?

Der Handel mit Differenzkontrakten bietet beträchtliche Chancen, birgt aber auch große Risiken, die über den Totalverlust des eingesetzten Kapitals weit hinausgehen können. Zu den Horrorszenarien für Trader gehören im Handel mit CFD Nachschusspflicht und Margin Call. Nachfolgend soll an einem Fallbeispiel erklärt werden, um was es sich bei der CFD Nachschusspflicht handelt. Außerdem soll es darum gehen, wie sich etwaige Risiken im CFD-Handel eingrenzen lassen.

Hinweis: Die BaFin hat eine Verfügung erlassen, wonach es Brokern verboten ist, deutschen Tradern eine CFD Konto mit Nachschusspflicht anzubieten. Das heißt, dass Händler mit Wohnsitz in Deutschland keine CFD Nachschusspflicht mehr leisten müssen. Das heißt aber auch, dass der Broker im Zweifelsfalls auf das Konto direkten Einfluss nimmt, in dem er offene Positionen zwangsweise schließt. Im Folgenden erklären wir jedoch was ein Margin Call bzw. eine Nachschusspflicht ist und gehen auch auf die Funktionsweise von CFDs ein. Institutionelle Anleger dürfen weiterhin CFDs mit Nachschusspflicht handeln.

  • Bei dem Handel mit CFDs muss den Marginanforderungen des Brokers entsprechend eine Sicherheitsleistung (Margin) hinterlegt werden.
  • Durch die Hebelwirkung können hohe Renditen, aber auch hohe Verluste erzielt werden.
  • Verluste können auch über den Einsatz hinausgehen und hohe Forderungen des Brokers generieren.
  • Mit dem konsequenten Setzen von Stops können sich Verluste begrenzen lassen.
  • Mit Demokonten lassen sich Handelsstrategien und Risikomanagement-Tools testen.

Ein Beispiel: Ein Investor eröffnet eine Longposition in der XY-Aktie, die zu diesem Zeitpunkt bei 100,00 Euro notiert. Er erwirbt 100 Kontrakte, so dass der Gesamtwert der Position 10.000 Euro beträgt. Die Initial Margin des Brokers beträgt 10%, so dass der Investor 1.000 Euro als Sicherheitsleistung vorhalten muss, die als in offenen Geschäften gebundene Margin auf dem Handelskonto gesperrt wird (Spreads, Kommissionen und Finanzierungskosten werden an dieser Stelle aus Gründen der Übersichtlichkeit nicht berücksichtigt). Welche Höhe an Sicherheitsleistung bei comdirect bei einer Positionsgröße von 10.000 Euro zu zahlen ist, zeigt nachfolgende Abbildung:

Die CFD Nachschusspflicht

Longposition und eingesetzte Margin.(Quelle:  https://www.comdirect.de/cms/cfd/grundlagen/kapitel-1.6.html)

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Margin Call: Beispiel für CFD Nachschusspflicht

Der Kurs der XY-Aktie sinkt nach der Einbuchung der Position deutlich: Wenige Stunden nach der Eröffnung steht der Kurs bei 9,75 Euro und damit 2,5% niedriger. Gemäß den Bestimmungen des beispielhaften Brokers ist an diesem Punkt die Maintenance Margin erreicht: Das ist die Mindesthöhe der Sicherheitsleistung, die zur Aufrechterhaltung der Position auf dem Handelskonto vorgehalten werden muss. Sinkt der Kurs unter diese Schwelle und befindet sich kein zusätzliches freies Guthaben auf dem Handelskonto, kommt es zum „Margin Call“.

Der Broker fordert einen umgehend zu leistenden Nachschuss ein. Die Forderung ist exakt so hoch, dass das Niveau der Initial Margin zum aktuellen Kurs (97,5 Euro) wieder erreicht wird. Der Broker fordert in obigem Beispiel deshalb 250,00 Euro. Die Geschäftsbedingungen räumen dem Broker das Recht ein, die Position zu schließen oder in angemessenem Umfang zu reduzieren, wenn der Aufforderung zum Nachschuss nicht umgehend gefolgt wird.

Bei einem Margin Call handelt es sich um eine Nachschusspflicht des Händlers, die dieser leisten muss, sollte bei einem Kursverlust die hinterlegte Sicherheitsleistung nicht ausreichen. Erreicht der Kurs einen Punkt, an dem die entsprechende Position nicht mehr aufrechterhalten werden kann, da das vorhandene Kapital zur Deckung nicht mehr ausreicht, fordert der Broker den Händler durch den Margin Call auf, unmittelbar Kapital nachzuschießen. Geschieht dies nicht, wird die Position automatisch geschlossen.

Beispiel für CFD Nachschusspflicht mit negativem Kontosaldo – Opening Gaps beachten

Viele Broker definieren einen „Close-Out“-Level. Dabei handelt es sich um einen Prozentsatz der Initial Margin, bei dessen Erreichen offene Positionen automatisch geschlossen werden. Für diesen Vorgang wird ein Regelwerk festgelegt. Dieses kann etwa vorsehen, die offenen Positionen mit dem größten Margin-Anteil priorisiert zu schließen. Die CFD Nachschusspflicht wird von einigen Brokern rechtsverbindlich auf das im Haus verfügbare Guthaben begrenzt. Verluste über den Einsatz hinaus sind jedoch ebenfalls möglich.

So sieht die Webseite von XTB aus

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In der Praxis kommt es dazu vor allem in Verbindung mit Kurslücken (zum Beispiel Opening Gaps nach einem Wochenende). Verliert die XY-Aktie im obigen Beispiel zwischen Freitagabend und Montagmorgen 20% an Wert, beläuft sich der Verlust (der vor einer Mitteilung an den Trader automatisch realisiert werden kann) auf 2.000 Euro. Abzüglich der hinterlegten Nachschusspflicht in Höhe von 1.000 Euro sieht sich der Investor mit einer Forderung seines Brokers in Höhe von 1.000 Euro konfrontiert.

Erreicht ein Kurs das sogenannte Close-Out-Level, werden Positionen automatisch geschlossen. Hierfür existiert je nach Anbieter ein entsprechendes Regelwerk. Auch begrenzen einige Broker die CFD Nachschusspflicht auf ein bestimmtes auf dem Konto befindliches Guthaben oder schließen eine Nachschusspflicht von vornherein aus. Allerdings können Verluste und damit Forderungen des Brokers auch über den Einsatz des Händlers hinausgehen.

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Wie man Risiken im CFD-Handel eingrenzen kann

Bei CFDs handelt es sich um Differenzkontrakte, die auf die Kursentwicklung eines zugrundeliegenden Basiswertes, wie Aktien, Rohstoffe, Devisen u.v.m. setzen. Außerbörslich gehandelt, zählen sie zu den Over-The-Counter-Finanzprodukten. Ferner können CFDs nur zu einem Bruchteil des entsprechenden Basiswertes erworben werden. Mit der Hinterlegung der Sicherheitsleistung  – Margin, die nur wenige Prozent des Kaufpreises des Basiswertes beträgt, können höhere Handelsvolumen bewegt werden. Der Hebelwirkung macht diese Vorgehensweise möglich. Zwischen 0,5 und zehn Prozent liegen in der Regel die entsprechenden Marginanforderungen. Wie der CFD-Trading und der CFD-Hebel funktioniert, ist auf in unserem Ratgeber nachzulesen.
Spekulieren können Händler auf steigende oder fallende Kurse. Somit ist allein der Kurs entscheidend, ob ein Verlust oder ein Gewinn erzielt wird.

Trader müssen die Kurse also kontinuierlich im Blick haben und können z. B. ein Echtzeit-Finanzdiagramm nutzen.

Tritt das vorhergesagte Ereignis nicht ein, so wird die Position glatt gestellt und der Händler muss die Differenz zwischen Eröffnungs- und Schließungskurs an den Broker zahlen. Sofern die hinterlegte Margin und das Einlagekapital diese Differenz ausgleichen können, besteht auch nicht die Gefahr eines Margin Calls. Allerdings kann ein Verlust auch die gesamte hinterlegte Marginleistung sowie den Kapitalbestand auf dem Handelskonto betreffen. Auch Verluste, die darüber hinausgehen, sind möglich. Wie aber lassen sich derartige Risiken begrenzen?

Eine quasi überlebenswichtige Strategie im CFD-Handel ist es, konsequent das eigene Risiko zu managen. Bevor man in den risikoreichen CFD-Handel einsteigt, sollten sich Trader zuvor ein umfassendes Bild des Brokers machen und auch die Handelsplattform ausgiebig mit einem Demokonto testen.

Die CFD Nachschusspflicht

Trainieren Sie den CFD-Handel in einem Demokonto (Quelle: https://trade.plus500.com/Trade)

Auch sollten in der Regel mit einem Demokonto die entsprechenden Risikomanagement-Tools, wie Stops ausprobierbar sein. Unerlässlich ist es, um Verlustrisiken zu minimieren, stetig Stop-Loss-Marken zu setzen. Mit einer solchen risikominimierenden Vorgehensweise legt der Trader eine Marke fest, bis zu dieser die entsprechende Position gehalten werden soll. Eine Verkaufsorder wird ausgelöst, sobald diese Marke erreicht wird. Dabei ist zu beachten, dass CFDs hier nicht zum definierten Stop verkauft werden, sondern zum billigsten Kurs.
Setzen Trader ein Stop-Loss-Limit wird eine Verkaufsorder aktiviert, wenn die Stop-Loss-Marke erreicht wird. Sobald der Kurs unter das gesetzte Limit fällt, findet ein Verkauf nicht statt, sondern nur dann, wenn das Limit erreicht wird.
Beim Setzen eines Trailing Stops erhöht sich stetig das Verkaufslimit, sofern ein Kursanstieg notiert. Sollte ein Kurs allerdings die definierte Marke unterschreiten, wird ein Verkauf ausgelöst. Das bedeutet, dass Kursgewinne gehalten und Verluste begrenzt werden.

Die CFD Nachschusspflicht

Konfiguration von Verkaufslimits in einem Demokonto (Quelle)

Wichtig für einen Trader ist, sich immer über seine Chancen, aber auch über die entsprechenden Risiken bewusst zu sein. Beim CFD-Handel können mit einem geringen Kapitaleinsatz hohe Handelsvolumina bewegt werden, die mitunter sehr hohe Renditen versprechen. Entwickeln sich die Kurse aber entgegen der Annahme des Traders sind auch Verluste, die nicht mehr mit dem Kapitaleinsatz oder sogar dem verfügbaren Kapital auf dem Handelskonto zu decken sind, ebenfalls wahrscheinlich. Durch die konsequente Nutzung von Stop-Loss-Marken und durchdachten Handelsstrategien lassen sich Verlustrisiken selbst bestimmen. Unsere CFD-Tipps sind in unserem Ratgeber nachzulesen.

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Fazit: Keine CFD Nachschusspflicht in Deutschland mehr vorhanden, dennoch ist Risikomanagement unerlässlich

Zwar dürfen Broker hierzulande Privatanlegern keine CFDs mit Nachschusspflicht mehr anbieten. Das heißt jedoch nicht, dass der Handel bzw. das Trading dadurch an sich einfacher geworden ist. Bereits vor der Verfügung der BaFin haben viele Broker eine Nachschusspflicht praktisch so gut wie ausgeschlossen. Trader müssen dennoch nach wie vor darauf achten, ein sinnvolles Risiko- und Moneymanagement im Online Trading zu nutzen. Denn auch wenn Anleger bei CFDs keinen Margin Call mehr befürchten müssen, so ist doch ein Totalverlust des eingesetzten Kapitals möglich, aber mit Sicherheit nicht erstrebenswert.

Eine sinnvolle CFD Trading Strategie ist auch weiterhin wichtig. Wer an dieser Stelle seine Hausaufgaben macht, kommt sehr wahrscheinlich gar nicht erst dahin, dass der Broker Positionen zwangsweise liquidieren muss.

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Die Abschaffung der Nachschusspflicht führt dazu, dass Broker Positionen zwangsweise schließen können, wenn diese zu weit im Minus sind. Das war aber schon vorher der Fall. Das heißt aber auch, dass das Gap Risiko allein der Broker trägt. Das wiederum führt dazu, dass Spreads in hektischen Marktsituationen jetzt noch weiter ausgedehnt werden und der Handel zum Teil sogar eingestellt wird. Prominentes Beispiel in der Vergangenheit war die Abstimmung zum Brexit. Am Tag vor der Abstimmung ließen Broker gar keine offenen Positionen mehr zu. Das Risiko war unkalkulierbar. Auf der anderen Seite ist es auch eine gewisse Sicherheit für den Trader. Denn muss man denn gerade solche Märkte in Zeiten der Unsicherheit handeln?

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