Öl mit Preis-Obergrenze?

Die OPEC wünscht sich ein geringeres Öl-Angebot

Ende November traf sich die OPEC, um eine Absprache zur Drosselung der Ölproduktion aufrechtzuhalten. Eine solche Vereinbarung gibt es schon seit Anfang des Jahres. Am Verlauf des Ölpreises sieht man allerdings, dass die Preise nur mit Verzögerung reagierten. Erst seit Juli dieses Jahres steigt der Ölpreis wieder an. Das entspricht nicht dem üblichen saisonalen Verlauf.
Das saisonale Kursmuster sieht folgender maßen aus: In der Zeit zwischen März und September stieg der Ölkurs regelmäßig an. Von Oktober bis Februar entstand danach eine Preiskorrektur.

Ob saisonale Muster zum Ölpreis noch Gültigkeit haben, darf angezweifelt werden. Jedes saisonale Muster basiert auf fundamentalen Kriterien. Diese Kriterien sind Jahr für Jahr ähnlich. So ist zum Beispiel der Winter eine Jahreszeit, in der besonders viel Heizöl benötigt wird. Darauf wetten die Marktteilnehmer, in dem Sie die Höhe des Ölverbrauches abschätzen. Aber saisonale Muster basieren auch auf den Gegebenheiten, wie Öl gewonnen wird. In dieser Hinsicht gibt es grundlegende Veränderungen der Ölindustrie.

Ölgewinnung über Fracking ist zu einer politischen Waffe geworden

Die Ölindustrie hat sich geändert, weil die Produktion über Fracking den Markt komplett umstrukturiert hat. Grundsätzlich ist die Ölgewinnung mit Hilfe der Fracking-Methode teurer, als das einfache Hochpumpen aus der Erde. Die Mehrzahl der Analysten geht davon aus, dass der Grenzwert des Ölpreises bei circa 40 US-Dollar liegt. Das bedeutet, sobald der Ölpreis über diesen Grenzwert ansteigt, startet die Fracking-Industrie ihre Produktion. Im Laufe der Jahre konnte die Fracking-Branche mithilfe des technischen Fortschritts eine hohe Flexibilität erzielen. Die Firmen können in Abhängigkeit zum Ölpreis die Produktion in kurzer Zeit hoch- oder runterfahren. Zudem ist der Ölpreis, von dem an sich Fracking lohnt, stetig gesunken.

Auf dem Ölpreis wirken deshalb zwei Mechanismen. Sobald der Ölpreis zu sehr fällt, reduziert die OPEC die Ölproduktion, um eine Verknappung zu erreichen. Infolgedessen steigt der Preis. Auf der Oberseite gibt es den Mechanismus, dass die Fracking-Industrie ab 40 US-Dollar neues Öl produziert. Mit diesem erweiterten Angebot wird der Ölpreis gedrosselt. Man kann daher davon ausgehen, dass die maximale Höhe des Ölpreises in Zukunft begrenzt sein wird.

Bemerkenswert ist auch die Tatsache, dass nicht alle ölproduzierenden Länder sich an die OPEC-Absprachen halten. Einige Staaten produzieren mehr Öl, weil sie dringend Einnahmen benötigen. Auch das führt zu einem erhöhten Ölangebot, und drückt auf die Preise.

Öl hat eine politische Wirkung

Früher ging man bei der Fracking-Branche von einem Grenzpreis von 100 US-Dollar pro Barrel aus. Etwas später war nur noch von 80 US-Dollar die Rede. Inzwischen werden wohl gute Gewinne schon ab 50 US-Dollar erzielt. Das hat sogar eine politische Wirkung, denn der islamische Terrorismus wird über versteckte Kanäle mit Öl bezahlt. Daher liegt die Annahme nahe: Je geringer der Ölpreis ist, desto niedriger ist die Finanzierung der Terroristen.

Damit ist klar, dass die US-Regierung die Fracking-Industrie direkt unterstützt. Die amerikanische Ölproduktion würde vermutlich die Produktivität immer hochhalten, um den politischen Einfluss des arabischen Öls zu begrenzen. Experten gehen davon aus: Wenn der Ölpreis auf 60 US-Dollar und mehr steigen sollte, würde die Amerikaner den Markt mit Öl überschwemmen. Damit wird jede Bemühung der OPEC zur Preisstabilität konterkariert.

Stimmen die Prognosen noch?

Die Ölindustrie geht von einem kontinuierlich steigenden Ölverbrauch aus. Die mathematischen Berechnungen Versprechen einem jährlichen Verbrauchsanstieg von knapp 2 %.

Verbrauchsprognose für Rohöl

Bild: Verbrauchsprognose für Rohöl

Quelle: BP Statistical Review of World Energy

Der Blick in die Zukunft ist mit hohen Unsicherheiten behaftet. Was in den vergangenen Jahrzehnten noch Gültigkeit hatte, kann sich in kürzester Zeit radikal verändern. Allein die Tatsache, dass viele Regierungen auf die Elektromobilität in den Großstädten setzen, wird Veränderungen beim Ölverbrauch mit sich bringen. Ebenso gibt es bei den erneuerbaren Energien einen technologischen Fortschritt. So wird zum Beispiel die Energiegewinnung über Solarzellen immer effektiver. Ähnliches ist auch bei der Windenergie zu erwarten. Die Windkrafträder haben heute schon eine völlig veränderte Konstruktion als zu Beginn der Windkrafterzeugung. Die Maximierung der Effektivität muss das Ziel sein.

Trendanalyse des Rohöls

Seit etwas mehr als zwei Jahren bewegt sich das Rohöl in einer Seitwärtsphase. Im unteren Chart sehen Sie den größten Rohöl-ETF mit dem Kürzel (USO). Dieser ETF eignet sich bestens für langfristige Analysen. Der Ölpreis wird typischerweise mit einem Terminkontrakt bestimmt. Dieser hat jedoch den Nachteil, dass er nur eine kurzfristige Laufzeit hat, und das Handelsvolumen unregelmäßig verläuft. Daher ist der USO besser für eine Technische Analyse geeignet.

Langfristiger Chart des ÖL-ETF mit dem US-Kürzel USO

Bild: Langfristiger Chart des ÖL-ETF mit dem US-Kürzel USO

Der ETF hat eine erkennbare Handelsspanne zwischen 9,50 und 12 US-Dollar. Das ist eine relative enge Spanne bei der sich der Kurs etwas mehr als 20 % aufwärts oder abwärts bewegen kann. Die Tatsache, dass der Kurs aktuell an der oberen Begrenzung liegt, lässt vermuten, dass eine neue Abwärtsbewegung ansteht.

Im Chart es zu erkennen dass die obere Begrenzungslinie bereits zweimal berührt wurde. Der RSI konnte dabei einen Höchstwert von 56 und 57 erreichen. Beim aktuellen Hoch liegt der RSI bei 68. Das ist ein deutlich höherer Wert, der darauf schließen lässt, dass die Berührung der oberen Begrenzungslinie anders bewertet werden muss. Die Kraft mit der die obere Linie erreicht wurde ist stärker als bei den Kurswellen zuvor. Deshalb könnte es sein, dass die nächste Abwärtsbewegung nur eine kurzfristige Konsolidierung ist. Diese würde dann nicht bis zur unteren Begrenzung von 9,50 US-Dollar reichen. Vielmehr liegt ein anschließender Ausbruchsversuch im Bereich des Möglichen.

Das grobe Trendbild sieht folgender Maßen aus:

Langfristiger Trend auf Monatsbasis: flat

Mittelfristiger Trend auf Wochenbasis: long

Kurzfristiger Trend auf Tagesbasis: long

Der kurzfristige Trend sieht technisch erschöpft aus. Funktional ist der Trend zwar noch intakt, doch die Kraft sollte nicht mehr ausreichen, um den Widerstand des Seitwärtsmarktes zu brechen.

Es ist immer ratsam den Trend aus mehreren Zeitebenen zu betrachten. Aus aktueller Sicht ist der Kurs, nicht gänzlich bearish zu bewerten. Man kann davon ausgehen, dass in den nächsten Wochen oder Monaten zumindest ein Ausbruchsversuch aus der Handelsspanne versucht werden müsste. Eine konkrete Aussage zum Zeitpunkt ist nicht möglich. Wahrscheinlich benötigt der Kurs einen Impuls von der OPEC.

Tages-Chart des WTI-Öls in US-Dollar

Bild: Tages-Chart des WTI-Öls in US-Dollar

Kurzfristige Analyse des Ölpreises

Im Tages-Chart ist ein kurzfristiger Trend erkennbar. Der Trend ist allerdings nicht so stabil, wie er oberflächlich erscheint. Die Ursache dafür entsteht in der Tatsache, dass die komplette Aufwärtsbewegung in einer begrenzten Handelsspanne liegt. Das bedeutet, die kurzfristige Aufwärtsbewegung ist übergeordnet nur ein Teil des Seitwärtsmarktes. Deshalb kann der kurzfristige Aufwärtstrend nur von sekundärer Bedeutung sein. Die Lage ändert sich sofort, wenn der Kurs 60,50 US-Dollar überschreiten sollte. In diesem Fall hätte sich eine fundamentale Veränderung des Ölpreises ergeben. Eine höhere Wahrscheinlichkeit liegt aber eher in einem zukünftig fallenden Kurs.
Wie Sie wissen, gibt es an der Börse keine absolute Sicherheit. Deshalb sehe ich beim Überschreiten von 60,50 US-Dollar ein neues Signal für ein Long-Engagement. Idealerweise liegt dann dort auch der Stop-Loss einer Short-Position.

Short-Empfehlung: WTI-Öl

Kursangaben für WTI-Öl
Kursziel:  53,- US-Dollar
Zwischenziel:  55,- US-Dollar
Stop-Loss:  60,50,- US-Dollar

 

Handelshinweise:

Wenn Sie von der kurzfristigen Aktienempfehlung profitieren möchten, können Sie die Aktie direkt kaufen oder mit Derivaten arbeiten. Beachten Sie, dass Derivate einen Hebel enthalten und Sie somit das Gewinn- und Verlustpotenzial steigern. Im Extremfall ist sogar ein Totalverlust möglich.

Stop-Loss:
Der Stop-Loss wird zunächst als Initial-Stop gesetzt, und hat die Funktion einer maximalen Verlustbegrenzung.

Kursziel:
Das Kursziel ist der Ausstiegspunkt für die prognostizierte Marktbewegung.

Zwischenziel: Bei Erreichen des Zwischenziels befindet sich die Position im Gewinn. An dieser Stelle nehmen wir einen Teilgewinn mit, und wir verkaufen 50% unserer Position. Gleichzeitig wird der Stop-Loss auf den persönlichen Einstiegskurs nachgezogen. So können wir unsere Position verlustfrei schließen, auch wenn sich der Markt später gegen uns stellt.

 

 

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