Schnelles Geld machen nur die Wenigsten
Große Manager von bekannten Hedgefonds erhalten jährlich Provisionen im zweistelligen Millionenbereich – oder noch darüber. Von diesem Luxus träumen auch viele Anleger, die zum ersten Mal an den Finanzmärkten agieren. In der Realität kann aber nur ein Bruchteil der Trader wirklich hauptberuflich vom Handel leben. Wiederum nur ein Bruchteil davon verdient Gehälter, die ein sorgenfreies Leben im Luxus ermöglichen.
Der Trader ist ein selbstständiger Einzelunternehmer. Mittagspausen, Krankheitstage und Urlaube werden nicht bezahlt. Viele Trader sitzen täglich zwischen 12 und 14 Stunden in ihrem Büro, starren gebannt auf mehrere Monitore. Im Hintergrund laufen Charts und Nachrichten über den Ticker. Binnen Sekunden müssen Entscheidungen getroffen werden – den kompletten Tag über. Für Freizeit und Familie bleibt da nicht viel Zeit. Trotz dieses hohen Arbeitseinsatzes ist das Gehalt des Traders noch lange nicht gesichert. Auch nach einem anstrengenden 14-Stunden-Tag kann ein Minus auf dem Konto stehen. Jeder noch so informierte und versierte Trader ist immer der Entwicklung der Märkte ausgesetzt. Glück spielt an einigen Stellen ebenfalls eine Rolle, auch wenn diese eher untergeordnet ist.
Unglaublich hohe mentale Herausforderungen
Trader haben immer das Gefühl, etwas zu verpassen. Treffen neue wichtige Meldungen ein, so kann das binnen Minuten für extreme Kursschwankungen sorgen, auf die dann entsprechend reagiert werden muss. Gepaart mit der stetigen Unsicherheit über das eigene Gehalt kann das stark an der Substanz des Traders nagen. So ist es kaum verwunderlich, dass auch erfolgreiche Börsen-Profis häufig unter Angstzuständen, Depressionen oder Bourn-outs leiden. Kaum eine andere Branche ist von psychischen Erkrankungen so stark betroffen, wie der Finanzsektor.
Der Umgang des Menschen mit Fehlern
Das mentale Problem ist damit aber keineswegs abgeschlossen. Auch der unterbewusste Umgang mit Erfolg und Misserfolg macht Tradern zu schaffen. Grundsätzlich lernen Menschen immer dann am besten, wenn eine Erfahrung an eine Emotion gekoppelt wird. Je stärker die Emotion ist, desto höher fällt auch der Lerneffekt aus. Das menschliche Gehirn prüft dabei nicht, ob die Stärke der Emotion gerechtfertigt war oder der Lerneffekt so wirklich gewünscht ist. Die Erfahrung wird strikt nach Höhe der Emotion gespeichert.
Während ihrer Laufbahn machen alle Trader Fehler. Nicht jede Position kann sich wie gewünscht entwickeln. Über Verluste regen sich die meisten Menschen aber deutlich stärker auf, als sie sich über Gewinne freuen. Die Emotion des Fehlers wirkt also viel stärker auf unser Verhalten, als die des Gewinns. Viele Trader regen sich zudem auch über Gewinne auf – zum Beispiel über zu frühes oder zu spätes Aussteigen. Selbst dieser Gewinntrade wird dann unterbewusst als Fehler gespeichert. Trader schätzen sich daher rein auf der emotionalen Eben deutlich schlechter ein, als sie wirklich sind.
Harte Konsequenzen für die Psyche
Die angesprochenen Faktoren können dazu führen, dass ein Trader mental von den Börsen aufgerieben wird. Aus psychologischer Sicht hat das ähnliche Auswirkungen wie Mobbing durch den Chef oder andere Mitarbeiter. Schon kleinere und zum Teil unvermeidbare Fehler werden hart bestraft. Erfolge und Gewinne werden lediglich zur Kenntnis genommen und nur geringfügig anerkannt. Auf Dauer kann kein Trader eine solche Situation durchstehen.
Das eigentlich ungewöhnliche am Beruf des Traders ist, dass er selbst für die psychischen Auswirkungen des „Mobbings“ verantwortlich ist. Dabei ist die mentale Verfassung enorm wichtig, um erfolgreich zu traden – ein Teufelskreis für viele Händler.
Vor dem Hintergrund des permanenten Leistungsdrucks, der hohen Arbeitsbelastung und den mentalen Auswirkungen sollte klar geworden sein, dass Trader kein Traumberuf ist. Gleichzeitig gibt es aber auch viele Trader, die gelernt haben, mit diesen Problemen umzugehen und dauerhaft erfolgreich sind.
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