Schon seit geraumer Zeit wird eine Zinsanhebung seitens der US-amerikanischen Notenbank erwartet. Genau genommen spekulieren die Marktteilnehmer – wenn man sich den Leitindex S&P 500 anschaut – seit etwa Ende des Jahres 2014 darauf.
In diesem Zeitraum konnte der Index keinen Zugewinn verzeichnen und befindet sich sogar leicht im Minus, was eindeutig aus dem oberen Chart hervorgeht. Ist das der Beginn einer größeren Korrektur? Und wenn ja: Was spricht dafür?
Einige Analysten nehmen das erste halbe Jahr, das sehr schwach verlaufen ist, äußerst ernst, denn in der Vergangenheit hat sich unter diesen Umständen bisher oft eine Korrektur am Anfang des zweiten Jahres angeschlossen.
Weiterhin kommt oft der sektorale Einfluss zur Sprache. Zu den starken Sektoren gehörte in den letzten Jahren allen voran der Biotech-Sektor. Dieser hat in der letzten Woche seinen stärksten Tagesverlust von 3 % verzeichnet. Auch der Tech-Sektor hatte mit Apple und IBM keine erwartungsvollen Quartalszahlen abliefern können.
Und was sagen die EU Aktienmärkte?
Im Gegensatz zu den Amerikanern haben die europäischen Aktienmärkte im ersten Quartal einen Run hingelegt, der sich sehen lassen kann. Insbesondere deutsche Aktien waren gefragt, denn der günstige Euro und das Anleihekaufprogramm der EZB stützen die Investitionen in den EU-Raum.
Dem Ganzen machte Griechenland im zweiten und dritten Quartal jedoch einen Strich durch die Rechnung, und die geldpolitisch getriebenen Börsen switchen auf politische Börsen um, die eine Korrektur in den europäischen Aktienmärkten vorangetrieben haben, wie das untere Chart des DAX Futures zeigt.
Eine Einigung ist seit zwei Wochen eine beschlossene Sache und der vorläufige Ausschluss der Griechen aus der EU, der Grexit, vom Tisch – dies wurde vonseiten der Marktteilnehmer als äußerst positiv erachtet. Der DAX Future gewann innerhalb kürzester Zeit über 1.000 Pkt.
Die sich laut Analysten aktuell anbahnende Korrektur in den US-Aktienmärkten drückt die europäischen Aktienkurse jedoch trotz EZB-Anleihekäufe, und die Frage aller Fragen ist: Handelt es sich hier um eine wirklich große Korrektur oder kann der US-Markt noch eine Wende hinbekommen?
Technische Zonen sind in solchen Seitwärtsphasen, in der sich der S&P 500 Index seit Ende 2014 befindet, nicht wirklich relevant. Wie deutlich erkennbar ist, werden Hochs leicht übertroffen, bevor es mit Dynamik wieder hinuntergehen kann und vice versa.
In solchen Phasen ist die Wahrscheinlichkeit für die Fortsetzung der Seitwärtsphase erhöht. Erst wenn der 200er gleitende Durchschnitt zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit angetestet und nach unten gebrochen wird, kann es gefährlich werden.
Auch der US Dollar belastet die Aktienmärkte
Obgleich viele Analysten aufgrund des starken US Dollars bereits im ersten und zweiten Quartal schlechte Quartalszahlen erwartet hatten, blieben diese aus. Schon wähnte man sich in der Hoffnung, dass der US-Markt nicht anfällig sei, da die Binnenwirtschaft des Landes viel größer ist als der Export.
Leider hatte man nicht daran gedacht, dass die stärksten Sektoren wie der oben genannte Biotech-Sektor und der Tech-Sektor durchaus einen sehr starken Absatz im Ausland haben. Zudem sind innerhalb dieser Sektoren Aktien vertreten, die ein höheres Gewicht für den gesamten Sektor besitzen. Schwächeln diese, so schwächelt der gesamte Sektor.
Das untere Chart zeigt, dass sich der Euro ebenfalls seit Anfang des zweiten Quartals in einer Erholungsphase befindet. Der Bereich bei 1,15 US Dollar je Euro konnte jedoch nicht überwunden werden. Auffällig ist allerdings die enge Korrelation zwischen den EU-Märkten und dem EUR/USD Kurs. Ein steigender Euro belastet die EU Aktienmärkte.
Zwar befindet sich der EUR/USD Kurs aktuell wieder in einem mittelfristigen Abwärtstrend, jedoch ist noch nicht klar, ob dieser Trend fortgesetzt wird oder ob der Kurs weiterhin innerhalb des zulaufenden Dreiecks fluktuiert. Sollte Letzteres der Fall sein, so wäre auch eine Seitwärtsphase im DAX zu erwarten. Wird der Euro wieder schwächer und nimmt seinen langfristigen Abwärtstrend erneut auf, so wäre das positiv für den DAX und die europäischen Märkte.
Märkte zeigen sich weiterhin schwach
Alles in allem lässt sich das allgemeine Marktbild aktuell noch als recht schwach bezeichnen. Nachdem eine Lösung in der Politik gefunden wurde, stand auch schon das nächste fundamentale Problem auf der Agenda der Investoren: die schlechten Quartalszahlen der US-Unternehmen. Die Schwäche geht daher aktuell definitiv vom US-Markt aus.
Gleichzeitig findet der EUR/USD Kurs noch keine eindeutige Richtung. Der letzte Abpraller an der wichtigen Unterstützung bei 1,08 US Dollar je Euro macht deutlich, dass die Dynamik für den starken US Dollar etwas abgenommen hat. Ob es sich um das letzte Aufbäumen des Euros handelt, bevor es mit Karacho nach unten geht oder ob die Seitwärtsphase weiterhin Bestand hat, wird sich in den nächsten Tagen zeigen.
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